Natürlich gehören Strandspaziergänge und das Wandern am Meer unbedingt zum Urlaub im Algarve. Und unter den vielen Stränden des Algarve gibt es zwei, die ich besonders gern aufsuche: nämlich den Praia do Armado an der Westküste und eben die Ilha de Tavira im Osten des Algarve.
Natürlich ist in der Hauptsaison im Sommer auch hier maßlos viel los, zumindest in der Nähe der Strandcenter bei Tavira und Barril bei Pedras del Rei. Aber im Sommer bin ich nur selten dort, ich ziehe es vor, im Herbst oder im Frühjahr oder auch im Winter in den Algarve zu reisen. Dann ist die Ilha de Tavira nicht überfüllt, so dass man manchmal fast allein dort am Meer entlang spazieren wandern kann.
Aber erst einmal sollte ich die Ilha de Tavira ein wenig beschreiben. Es ist eine riesige lang gestreckte Sandbank, die als Insel aus dem Meer empor ragt und mehrere Kilometer lang ist. Zwischen dem Land und der Insel befindet sich eine Lagune, die gezeitenabhängig mal mehr und mal weniger Wasser führt. Der Wasserstand kann dabei um schätzungsweise mehr als zwei Meter schwanken. Auf der Landseite befindet sich ein breiter amphibischer Bereich, der bei Flut vom Wasser überspült wird und bei Ebbe ein von Pfützen und Prielen durchzogener Lebensraum vieler Vögel, Fische, Krabben und anderer Tiere ist. Er gehört zu dem großen Naturschutzgebiet der Ria Formosa, das sich 50 km weit an der Küste entlang zieht. Auch der Teil der Ilha de Tavira, der hinter dem Strand in Richtung der Landseite an die Lagune grenzt, steht unter Schutz.
Wie der Name schon vermuten lässt, befindet sich diese Insel in der Nähe der Stadt Tavira, das heißt, sie fängt dort an und reicht dann etwa 5 km nach Westen. Es gibt mehrere solche vorgelagerte Inseln an der algarvischen Südküste. Die meisten sind allerdings nur mit Booten zu erreichen. Das Tolle an der Ilha de Tavira ist, dass man auch zu Fuß dorthin gelangen kann. Und zwar von Pedras del Rei aus. Das ist eine Ferienanlage, die einst dem Club Mediterranée gehört haben soll, und heute wohl als eigenständiges Unternehmen betrieben wird. Jedenfalls kann man dort immer noch ein Studio oder ein Apartment buchen, wenn auch nur im unteren Sterne-Bereich.
Von Pedras del Rei aus führt eine Brücke über die Lagune. Diese Brücke ist beweglich und schwimmt auf blauen Pontons, so dass sie sich dem Wasserstand ständig anpasst. In der Mitte kann ein Teil hochgekurbelt werden, so dass auch Boote passieren können, die unter der schwimmenden Brücke nicht hindurchpassen. Unter den Pontons kann man meistens Fische beobachten – von ganz kleinen in großen Schwärmen bis in zu wirklich schon recht großen Exemplaren. Da sie stets mit dem Kopf der Strömung entgegen stehen, ändert sich ihre Blickrichtung je nachdem, ob gerade ablaufendes oder auflaufendes Wasser ist.
Am anderen Ende der Brücke beginnt ein Damm, auf dem man den Insel-Teil der Ria Formosa durchqueren kann. Der Fußweg ist schmal und mit Platten belegt. Neben dem Plattenweg verlaufen die Gleise einer kleinen Toursten-Bahn mit Diesel-betriebenen Lokomotiven. Alles wirkt sehr gemütlich und ursprünglich. Der Weg von Pedras d‘el Rei bis auf die Insel ist ungefähr 1,7 km lang.
Es ist schön dort entlangzugehen, die Weite der Ria zu sehen, ihren eigentümlichen Geruch und die Meeresluft einzuatmen und allerlei Tiere zu beobachten. Neben vielen Wasservögeln und Watvögeln faszinieren mich immer wieder die Krabben, die bei Ebbe dort unterwegs sind. Interessant finde ich auch, wie die Fischschwärme bei Flut sofort durch die vielen Priele aufsteigen und auf den Flächen nach Nahrung suchen, wo vor kurzem noch das Land zu sehen war.
Besonders fasziniert mich immer die Beobachtung der Krabben, die dort vor ihren Wohnhöhlen sitzen und im Schlamm Futter suchen. Es sieht aus, als säßen sie vor einem Mauseloch. Und genauso reagieren sie auch. Bei der geringsten Störung verschwinden sie blitzschnell in ihrer Wohnhöhle. Ich fand es noch niemals langweilig, den Weg auf die Insel hinüberzugehen.
Fortsetzung folgt