Wie gesagt: der Strand auf der Ilha de Tavira ist ein sauberer Strand. Ab und zu haben wir einen toten Fisch gefunden, einen Schildkrötenpanzer, selten eine Qualle. Eine Ausnahme bildete nur ein Besuch nach einem besonders extremen, lang anhaltenden Sturm. Damals waren allerlei Holzteile und Diverses anderes bis hin zum Fernseher angespült worden. Denn der Sturm hatte auf anderen Inseln illegal gebaute Häuschen und Hütten zerstört und ins Meer gespült. Das ersparte den Behörden, die betreffenden Objekte abreißen zu lassen.
Der für uns spektakulärste Fund, den wir bis jetzt auf der Ilha de Tavira gemacht haben, war ein totes Delphinbaby. Es war allerdings nicht unversehrt, sondern sah aus, als ob der vordere Teil mit dem Kopf vom Körper fast abgetrennt worden wäre. Wir mutmaßten, dass es in eine Schiffsschraube geraten sein könnte. Der Kadaver war schon in Verwesung übergegangen und verfärbt. Außerdem konnte man sehen, dass er teilweise angefressen worden war.
Auf dem Rückweg haben wir dann auch gesehen, wer sich an dem Kadaver zu schaffen machte. Es war ein Rudel wilder Hunde. Alle von gelblicher Farbe und knapp so groß wie ein Schäferhund. Sie waren sehr, sehr scheu und flüchteten bereits auf eine Entfernung von mindestens 100 m. Ich vermute, dass es eine Hündin mit ihrem fast erwachsenen Nachwuchs war, den sie irgendwo in der Ria Formosa geworfen hatte. Sie alle sahen nicht einmal absolut schlecht aus, aber natürlich keineswegs gut. Jedenfalls hatte ich schon schlimmer abgemagerte Hunde gesehen, wie mir ein Blick durchs Fernglas zeigte. Solche Tiere sind natürlich ein trauriger Anblick, wie so viele der anderen im Algarve frei herumlaufenden Hunde auch.
Aber das ist ein anderes Thema. Immerhin hatte die Hündin es geschafft, ihre Welpen so weit aufzuziehen, dass sie die Größe der denn erreicht und einige sie sogar übertroffen hatten. Natürlich ist das kein gutes Hundeleben, andererseits wird es nicht mehr möglich sein, diese Hunde an einen normalen Umgang mit Menschen zu gewöhnen. Es ist meine Einstellung geworden, die Verhältnisse im Ausland eher stoisch zur Kenntnis zu nehmen, und mich so weit es irgend geht schärferer Kritik zu enthalten. Als gelegentlicher Besucher kann man nichts ausrichten und im übrigen kann niemand alles Leid der Welt verhindern. Ich schildere also lediglich das, was ich sehe, mag sich jeder dabei denken, was er herausliest. Wenn man anfängt, den Anblick dieser und anderer Tiere emotional zu betrachten, dann kann man leicht verleitet werden, Abhilfe schaffen zu wollen. Jemand der fast 20 Jahre dort gelebt hatte sagte mir mal, das sei dann der Anfang des persönlichen Ruins. Und trotzdem wird man nicht erreichen, dass es so etwas nicht mehr gibt. Eine grundsätzliche Verbesserung kann nur durch eine Änderung der Einstellung bei der einheimischen Bevölkerung möglich werden. Das ist jedenfalls meine Ansicht zu dem Problem der Tiere, durchaus nicht nur der Hunde, im Algarve und anderen südlichen Ländern.
Wie auch immer: Der Fund war ebenso traurig wie interessant und hat uns einmal mehr gezeigt wie nah Schönheit und Elend dieser Region manchmal beieinander liegen können, auch wenn auf der Ilha de Tavira meist das Schöne überwiegt.