Korkeichen und Korkgewinnung

Ein praechtiger alter Baum! In seiner Ausstrahlung steht er einer alten Eiche in Deutschland in nichts nach.Das Bild zeigt eine knorrige alte Korkeiche im Algarve. Ein beeindruckender Baum, der längst viele Zeiten durchlebt hat. Der Stamm wurde vor kurzem erst abgeschält. Die Stammteile, von denen die Rinde entnommen wurde, haben sich aber schon von Rot auf dunkel umgefärbt. An den oberen Ästen sieht man noch die Korkrinde.

In der Vergangenheit war der Kork eine Haupteinnahmequelle im Algarve. Es ist eine uralte Tradition in vielen Ländern im Süden Europas, die Rinde dieser faszinierenden Baumart zu nutzen. Die Korkgewinnung und Verarbeitung ist eine harte Arbeit.

Ein solcher Haufen stellte einmal einen betraechtlichen Wert dar. Heute ist er fast zu klein, damit der Abtransport sich noch lohnt.Es erfordert genaue Kenntnisse des Baumes und eine große Übung, diese Rinde zu ernten. Die Ernte der Korkrinde ist auch eine körperlich sehr schwere Arbeit, die zusätzlich noch durch das schwierige Gelände erschwert wird, in dem die Bäume oft wachsen. Die Rinden-Stücke können oft nur zu Fuß bergauf oder bergab an den nächsten befahrbaren Weg getragen werden. Ein Haufen abgeernteter Korkrinde wie der auf dem Bild hat also schon einen erheblichen Einsatz gefordert.

Der Stamm ist im ersten Moment hell, wird dann dunkelrot und schliesslich swarzbraun bevor die neue Korkrinde gebildet wird.Es ist genau geregelt wie oft die Korkeiche, die bei den Einheimischen Sobeiro und botanisch Quercus suber heißt, geschält werden darf. Normalerweise ist das alle neun Jahre. So lange braucht der Baum, um soviel neue Rinde zu produzieren, dass die Ernte wieder lohnt. Und der Baum muss sich wohl auch von der Prozedur des Schälens erst erholen.

Früher war die Korkindustrie ein bedeutender Wirtschaftszweig im Algarve. Aber wie so vieles hat sich auch das geändert. Kork wird sehr oft durch Kunststoffe ersetzt. Sogar als Weinflaschenverschluss ist das schon üblich. Und daher ist das ehemals lukrative Geschäft dahin.

In der Serra de Caldeirao lag dieser Haufen zum Abholen bereitWas aber wohl bleibt, das sind die eindrucksvollen Korkeichen. Sie erfreuen immerhin noch den naturinteressierten Touristen. Die Einheimischen, die früher durch die Korkeichen auf ihrem Land eine Einnahmequelle hatten, werden die alten Bäume wohl eher mit einem weinenden Auge ansehen. Natürlich gibt es immer noch Verwendungsmöglichkeiten. Es kommen sogar neue hinzu. Denn der Kork findet auch Verwendung als Isoliermaterial und in vielen anderen Bereichen, vom Kunstgewerbe bis zur Schuhsohle.

Übrigens sind die Korkeichen als Eichen zwar mit unseren einheimischen Eichen verwandt in der Gattung Quercus, aber im Gegensatz zu unseren Eichen sind die Korkeichen immergrün. Aber wer im Sommer Schatten sucht, wird von der Korkeiche ziemlich enttäuscht sein. Denn die Krone ist bei weitem nicht so dicht belaubt, wie wir es von den Eichen im deutschen Sommer gewohnt sind. Bevor man also im Sommer glaubt „schattige Wälder“ vorzufinden und dort wandern zu können, sollte man sich die Sache doch einmal aus der Nähe angesehen haben. Eine Wanderung mittags durch die Sommersonne empfiehlt sich im Algarve jedenfalls auch dort nicht, wo die Karte eine Signatur für Wald zeigt.

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