Algarve – schon der Klang dieses Wortes ruft positive Empfindungen hervor. So geht es mir jedenfalls. Es ist, als wenn das Licht, die Luft, die Düfte, das Meer und die Serra alle zugleich aus diesem einen Wort heraus leuchten, riechen, rauschen. Als ob Weite und Einsamkeit ebenso enthalten sind wie gut gelaunte Menschen in den Städtchen und an den Stränden und die freundliche Ruhe der Algarvios im Hinterland zusammen mit der gespannt-freudigen Erwartung bei der Ankunft in Faro.
Alles das ist für mich wie angeknipst da, wenn mir das Wort „Algarve“ begegnet, sei es nun gehört oder gelesen.
Was mich auch immer wieder anzieht, ist die Andersartigkeit des Landes, wenn man sich draußen in der Landschaft bewegt. Denn auch wenn die Menschen diese Landschaft erheblich beeinflusst haben, so ist doch die südliche Natur noch ständig spürbar und überall vorhanden.
Das Licht ist im Algarve heller als anderswo. Der Himmel im Algarve ist höher als zuhause. Die Farben im Algarve sind intensiver, ebenso wie die Gerüche der Landschaft und des Meeres. Und es heißt wörtlich übersetzt „der Algarve“ und nicht „die Algarve“, wie es im Deutschen häufig gesagt wird.
Manche stolpern auch über das Wort als solches. Es klingt einfach zu ähnlich wie das Wort Agave, dem Namen einer häufigen Pflanze, die ursprünglich aus Mittelamerika stammt. So habe ich schon mehrfach den Begriff Algarven gefunden ebenso wie die Schreibweise in zwei Worten als Al Garve. Übrigens leitet sich der Name dieser Region aus einer arabischen Bezeichnung her. Denn der Algarve war lange Zeit von den Arabern besetzt. Und für diese war es der westlichste Punkt ihres Einflussbereichs. Daher hieß die Region „Al Gharb“, arabisch für der Westen. Aus dieser Zeit der Araber, genau gesagt der Mauren, stammen übrigens noch viele Worte in der regionalen Sprache.
Die meisten Urlauber halten sich wohl in der Nähe der Küstenlinie auf und machen nur selten einen Ausflug in das Hinterland mit seinen hügeligen bis bergigen Serras und uralten Dörfchen. Wenn auch in den vergangenen 15 Jahren unglaublich viele Veränderungen in rasender Geschwindigkeit eingetreten sind, so hat die algarvische Landschaft doch einen Großteil des Reizes behalten, der von ihr ausgeht. Das ist jedenfalls trotz allem bisher immer noch meine Empfindung und ich hoffe sehr, dass es so bleiben wird.
Leider sieht man nur noch wenige Mulikarren oder Bauern, deren Mulis Lasten auf dem Rücken transportieren. Leider aus meiner Sicht als Besucher des Landes, der Ursprünglichkeit mehr als alles andere sucht – nur der reichlich vorhandene Sonnenschein ist mir noch wichtiger. Sicher ist dieser Wandel aus Sicht der Bewohner dieses schönen Landstrichs eher ein Fortschritt, denn durch die Motorisierung muss auch hier weniger Knochenarbeit geleistet werden. Viele ehemals landwirtschaftlich genutzte Flächen sind offenbar aufgegeben worden. Die Mühsal, auf den winzigen Terrassen Nutzpflanzen anzubauen, lohnt sich bestimmt nicht mehr. Die Landflucht ist sicher ein Problem der Region, es gibt Dörfer, die praktisch entvölkert sind.
Bekanntlich ist Südeuropa bereits seit tausenden von Jahren seiner natürlichen Vegetation beraubt worden. Das Holz der dort heimisch gewesenen Wälder wurde verbraucht. Unter anderem auch für den Bau von Kriegsschiffen; der Wahnsinn ist der Menschheit eben traditionell ins Hirn gebrannt seit Urzeiten. Ein Teil der Trockenheit ist sicher auch auf den Verlust dieser natürlichen Vegetation zurückzuführen, nicht nur auf den enormen Wasserverbrauch durch die Tourismusindustrie.
Es gibt heute riesige Gebiete, die fast ausschließlich von Zistrosen bewachsen sind. Diese sind eben sehr genügsam, laugen aber das restliche bisschen Boden endgültig aus. Es handelt sich also um eine Sekundär-Vegetation, jedenfalls auf vielen Flächen, die heute davon besiedelt sind. Die Atmosphäre dieser mit Zistrosen bestandenen einsamen Hügel finde ich trotzdem eigentümlich anziehend mit ihrer menschenleeren Einsamkeit und Weite, deren Abwechsung für das Auge allein durch die Topografie hervorgerufen wird. Es macht für mich einen ganz besonderen Reiz aus, beim Wandern hügelauf und hügelab der scheinbar endlosen Ferne entgegen zu gehen.
Natürlich gibt es auch viele Landschaften, die eine ganz andere Vegetation aufweisen. Es gibt Korkeichen, Pinienbestände, Gartenland, Olivenplantagen, in einigen Regionen Orangenplantagen, leider auch umfangreiche Flächen mit Eukalyptus und es gibt den Mato, eine Pflanzengesellschaft aus niedrigen und höheren Sträuchern und kleinen Bäumchen. Und selbstverständlich sind auch die Küsten des Algarve wesentliche Bestandteile der Landschaft. Es gibt viele kleine und einige geradezu endlos lange Strände. Zwei große und ganz unterschiedliche Naturschutzgebiete sind in der Küstenregion ausgewiesen: die Ria Formosa im Osten und die Costa Vicentina im Westen.
Über all dieses und manches mehr berichtet diese Internetseite.
Während der letzten Jahre bin ich öfters im Algarve gewesen. Viele verschiedene Gegenden zwischen dem Guadiana im Osten an der Grenze zu Spanien und der Costa Vicentina im Westen, wo es bis nach Amerika nur Atlantik gibt, habe ich selbst gesehen. Wir haben stets versucht, ein Urlaubs Domizil in ganz unterschiedlichen Regionen zu bekommen. Besonders gern suchen wir uns eine privat vermietete Ferienwohnung. Im Idealfall sind die Vermieter ausgewanderte Deutsche, von denen man vieles erfahren kann, was einem sonst verborgen geblieben wäre.
Da ich ein Mensch bin, der stets nach Natur, Abseits-Sein und Stille sucht, während ich Lärm und Rummel jeder Art nicht ertragen kann, möchte ich hier im Laufe der Zeit eine Sammlung meiner Eindrücke für diejenigen verfassen, denen es ähnlich geht und die bisher gedacht haben, dass der Algarve nur ein Reiseziel für den Massentourismus sei. Und hoffe gleichzeitig, auch solche Leser zu finden, die durch meine Beiträge vielleicht beginnen, die üblichem Touristenpfade zu verlassen und den Reiz des Hinterlandes zu entdecken. Ich kann mir gut vorstellen, dass gelegentliche Ausflüge in diese Welten dem Urlaub eines jeden Algarve-Touristen ein zusätzliches Highlight verschaffen können – es kann wie ein richtiges kleines Abenteuer sein!